Was sagt die Wissenschaft
Wissenschaftliche Studien belegen den subjektiven Eindruck in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Die Studie Fachkräfteengpass in den technischen Abteilungen deutscher Theater – Problemanalyse und Entwicklung von Lösungsansätzen von Malte Arms (2021) zeigt empirisch auf, dass es in den technischen Berufen bereits heute einen Fachkräfteengpass gibt. Knapp 40% der aktuell Beschäftigten sind älter als 55 Jahre und werden in den kommenden Jahren sukzessive aus dem Arbeitsleben ausscheiden.
So zeigte sich auch, dass bereits heute die Hälfte der Theater mindestens eine vakante Stelle für eine/n Bühnen- und Beleuchtungsmeister:in aufweist.
Es überrascht nicht, dass die Relevanz des Themas Fachkräfteengpass für die technischen Abteilungen an Theatern in den kommenden zehn Jahren als sehr hoch eingeschätzt wird.
Die Theater haben auch erkannt, dass sich deutlich weniger Auszubildende für die Berufe am Theater interessieren. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Ausbildung nicht nur finanziell attraktiver, sondern auch strukturell und inhaltlich verbessert werden kann.
Eine Zukunft ohne Fachkräfte?
Kein Erasmus in der Ausbildung!?!
Technische Leiter und Ausbildungsverantwortliche an deutschen Theatern bestätigen: Es finden kaum Auslandspraktika statt (https://kuk.verdi.de/darstellende-kunst/vom-wandel-der-arbeit-hinter-der-buehne-5963). Ein vergleichbares Stimmungsbild zeichnen die Berufsschulen in Österreich. Ein Grund, der von Seiten der Praxisbetriebe häufig angegeben wird: Der administrative Aufwand.
Dem Ausbildungsberuf zum Theater- und Veranstaltungstechniker:innen fehlt es an Attraktivität. Das lässt sich klar durch abnehmenden Zahlen von Bewerbenden bestimmen. Durch die Coronakrise hat sich dies nochmals verschärft.
Was spricht aus Sicht junger Menschen heute noch für eine Ausbildung am Theater? Unsere Antwort: Die Ausbildungen muss attraktiver gestaltet werden – insbesondere die Chance eine „europäische“ Erfahrung in der Ausbildung zu machen.
Motivation
Trotz zahlreicher Initiativen und Förderprogrammen ist es bis heute nicht gelungen in der beruflichen Ausbildung transnationale Austauschprogramme vergleichbar mit dem akademischen Erasmus Austauschprogramm zu etablieren. Laut Umfragen und Berichten aus dem Kunst- und Kulturbereich gibt es gemessen an der Vielzahl der Ausbildungsberufe am Theater und dem interkulturellen Umfeld nur wenige Ausnahmen von transnationaler Mobilität während der Ausbildung.
Das Projekt stellt die Frage nach den Ursachen für diese verpassten Chancen.
Worin liegen die Hürden? Was hilft diese abzubauen bzw. welche Unterstützung ist konkret notwendig?
Welche Netzwerke müssen akquiriert und an welchen Stellen das Bewusstsein gestärkt werden?
Die Ausbildung muss attraktiver gemacht werden und jungen Menschen die Chance eröffnet werden, im Ausland außergewöhnliche Erfahrungen für Ihre berufliche wie persönliche Entwicklung zu sammeln. Die Praxisbetriebe haben längst erkannt, dass die Ausbildung dementsprechend weiterentwickelt und attraktiver gestaltet werden muss. Noch fehlt es an praktischen Ansätzen für die Implementierung von Erasmus+ Mobilitäten. Die Theater nennen die starre Struktur des Rahmenlehrplans und die administrativen Hürden oftmals als Hinderungsgrund.
Grundsätzlich muss festgehalten werden: Die Möglichkeiten die Erasmus bietet ist den meisten Auszubildenden aber auch Betrieben gar nicht erst bekannt. Dabei muss vollumfänglich erwähnt werden: Nicht alle Auszubildenden sind bereit und motiviert einen Austausch während ihrer Ausbildung zu absolvieren.
An dieser Grundhaltung will das Projekt konkret ansetzen.
Die Motivation des Konsortiums speist sich aus zahlreichen direkten Gesprächen und Erfahrungen mit Auszubildenden, Kooperationspartnern, Unternehmen, Verbänden, Bildungsinstitutionen, Vertretern des NABIBB und der Europäischen Kommission und engagierten Europäern auf allen Ebenen.
Es braucht eine Initialzündung, die von keinem Verband, Theater oder Ausbilder alleine geleistet werden kann.
Es braucht eine Allianz, eine einheitliche Strategie und ein nachhaltiges Projekt, das mit starken und willigen Partnern unmittelbar positive Modelle und Erfahrungen schafft.